Saison 2024 – Paralympics Paris 📃 3 Diplome

Die Saison war ganz auf das grosse Ziel Paralympics Paris 2024 ausgerichtet. Da die Schweiz für die Para-Cycler Männer nur drei Startplätze herausgefahren hatte, war lange nicht klar, wer von den Handbikern teilnehmen darf. So war ich dann sehr erfreut, dass es diesmal geklappt hat und ich am 19. Juli die Selektionsbestätigung von Swiss Paralympic erhielt.

Paralympics Paris 2024

Dank einer Rekognoszierung im Mai 2024 kannte ich die Strecke bestens und war optimal auf die grosse Herausforderung vorbereitet. Ungewohnt war für mich hingegen der grosse Medienrummel und das Wohnen im Paralympischen Dorf. Es war spannend und interessant zugleich diese spezielle Atmosphäre zu geniessen.

Das Zeitfahren gelang mir sehr gut und ich wurde Fünfter. Beim Strassenrennen regnete es wie aus Kübeln – wovon ich mich im Gegensatz zu vielen meiner Konkurrenten nicht beeindrucken liess – da schaffte ich einen guten 6. Rang. Auch beim abschliessenden Team Relay waren die Medaillen nicht erreichbar, da fuhren Sandra Stöckli, Fabian Recher und ich mit Rang 5 einen Diplomplatz heraus.

Rad- & Paracycling WM Zürich

Schon 2 Wochen nach Paris stand die Heim-WM in Zürich auf dem Programm. Von den Paralympics her wusste ich, dass die Form stimmte und mein Bike top war. Die grosse Investition ins neue Handbike mit den vielen angepassten Spezialteilen an meine Behinderung hatten sich bewährt. Ich freute mich auf die Herausforederungen.

Vor eigenem Publikum war ich bereit mein Bestes zu geben. So erzielte ich auch im Zeitfahren und im Strassenrennen persönliche Watt-Bestwerte, doch Rangmässig zahlte sich das leider nicht aus und ich erreichte «nur» Platz 7 und 8.

Weltcup: Adelaide (Au), Ostende (Be), Maniago (It)

3 Weltcups waren für die Selektion nach Paris und Zürich entscheidend. Gleich beim ersten Rennen in Adelaide Mitte Januar gelang mir ein super Resultat: Rang 2 im Zeitfahren, was die Erfüllung einer A-Limite für Paris 2024 darstellte. Da ich frühzeitig anreiste, auf einer abgesperrten Strecke trainieren konnte und an den australischen Meisterschaften teilnahm, war ich gut akklimatisiert. Dies erwies sich als Vorteil, da am Weltcup draussen im Outback heisse Bedingungen herrschten.

Bei den zwei europäischen Weltcups setzte ich voll auf das neue Handbike, obwohl ich noch nicht alle Teile genügend testen konnte. Die Resultate fielen unterschiedlich aus. Das Wertvollste war ein 4. Platz im Zeitfahren von Ostende, was einer Erfüllung einer B-Limite für die spätere Selektion bedeutete. Ich musste mit kleineren Materialproblemen kämpfen, die zu Hause jeweils schnell gelöst werden konnten.

Schweizer-Meisterschaften

Als Vorbereitung für die SM in Aire-la-Ville bei Genf fuhr ich die anspruchsvolle Strecke als Training schon auf dem Weg zum C1-Rennen in der Ardèche mehrmals ab. Beim Zeitfahren hatte ich Pech, da sprang mir bei einem Bumps die Kette raus. Sie verklemmte sich so stark, dass ich trotz sofortiger Hilfe aufgeben musste. Besser ging es dann beim Strassenrennen, bei dem ich zum 13ten mal Schweizer Meister wurde.

Ausblick Saison 2025

Im Moment sind die Termine der Rennen noch nicht bekannt, doch der erste Weltcup dürfte in den Vereinigten Arabischen Emiraten stattfinden.

Saison 2023 – UCI-Ranking: Platz 3

Die Planung der Rennsaison war mit den zwei Höhepunkten WM und EM im August klar: die Höchstform sollte im Herbst stimmen. Dies gelang mir sehr gut, konnte ich doch bei den Herbstrennen diverse all-time Watthöchstwerte und eine neue persönliche Bestzeit beim Berlin Marathon erzielen.

Neben den reinen Leistungswerten zählen natürlich noch andere Komponenten, wie Streckenprofil, Wettkampfglück, Konkurrenz, Material, Vorbereitung etc. dazu, um gute Platzierungen einzufahren.

Überaus erfreulich waren für mich zwei Punkte, die nicht selbstverständlich sind: Gesundheitlich hatte ich eine relativ problemlose Saison und alle Wettkämpfe konnte ich ohne technische Probleme bestreiten.

Weltcup Maniago (It), Ostende (Be), Huntsville (Usa)

Wie jedes Jahr fuhr ich alle drei Weltcups und konnte bei diesen Rennen für die Schweizer Männer so erfreulicherweise am meisten Qualipunkte für die Paralympics in Paris 2024 einsammeln.

Rangmässig war der🥉Platz beim Zeitfahren in Maniago meine beste Platzierung, interessanterweise dasjenige Streckenprofil das bezüglich Länge und Höhenmetern dem von den Paralympics Paris am ähnlichsten ist – hoffentlich ein gutes Omen.

WM Schottland / EM Rotterdam

Die zwei Grossanlässe standen unmittelbar hintereinander im Wettkampfkalender, so dass ich beide mit einer grösseren Reise verbinden konnte,  u.a. mit der Autofähre Amsterdam – Newcastle und zurück.

Bei der WM schaute 2x Platz 6 im Zeitfahren und Strassenrennen sowie ein 9. Platz im Team Relay heraus, womit ich ganz zufrieden war. Highlight war das Staffelrennen in der Innenstadt von Glasgow, mit sehr viel Publikum in einer super Atmosphäre.

Bei der EM in Rotterdam gelang mir dann doch noch ein Podiumsplatz im Zeitfahren. Wie in den zwei Jahren zuvor konnte ich eine 🥉Bronze-Medaille holen und beim Strassenrennen gab es einen 4. Platz, nur 2 Sekunden hinter dem Podium.

Schweizer-Meisterschaften

Sowohl beim Strassenrennen in Wetzikon als auch beim Zeitfahren in Gansingen wurde ich 🥇Schweizermeister, was mich sehr freute. Jetzt habe ich auch keine Trikotsorgen mehr, da ich die nächste Saison im Schweizermeister-Jersey bestreiten kann. Ein Vereinstrikot von meinem Verein RV Wetzikon für die Saison 2024 fehlt mir nämlich noch 😉

Ausblick Saison 2024

Mit den Paralympics Paris sowie der Rad- und Paracycling WM Zürich, beide im September, sind für mich die Ziele natürlich klar. Falls die Streckenführung meiner Handbike Kategorie MH1 in Zürich tatsächlich die Kreuzstrasse hinauf führen würde, ganz nahe bei meinem Arbeitsplatz vorbei, wäre dies natürlich super cool!

Saison 2022 – Highlight EM-Bronze

Das Grundlagentraining absolvierte ich bei optimalen Bedingungen im Februar/März im angenehmen Klima von Florida. Ein Besuch im Headquarter von Carbonbike-USA in Saint Petersburg gehörte natürlich auch zum Programm, da ein neues Handbike weit oben auf meiner Wunschliste stand. Zurück in der Schweiz gings trotz Jetleg gleich los mit dem C1-Rennen in Marina di Massa.

Weltcup Ostende, Elzach

Dieses Jahr fanden von den drei Weltcups zwei in Europa statt, wobei ich mich vor allem auf den Weltcup im Schwarzwald mit Besichtigung vor Ort sehr gut vorbereiten konnte. So quasi vor der Haustüre rechnete ich mir gute Chancen aus. Und nicht unerwartet fuhr ich dann in Elzach die besseren Resultate als in Ostende heraus. Besonders gefreut hat mich der Podestplatz im Bergzeitfahren in Elzach, bei dem ich in Hochform meine beste Leistung erzielte.

EM Austria

Gleich anschliessend an die Weltcups Mitte Mai gings zum ersten Saisonhöhepunkt, der EM in Oberösterreich. Den Auftakt durfte ich mit der Schweizer Staffel bestreiten, wobei wir uns auf einer sehr anspruchsvollen Strecke gut schlugen und den 5. Rang erreichten. Darauf folgte im Zeitfahren ein 4. Rang und zum Abschluss gelang es mir beim Strassenrennen die Bronze-Medaille zu gewinnen.

Kanada Trip

Zwei Monate später folgte dann der zweite Höhepunkt der Saison. Gut vorbereitet und voll motiviert – nach Gold und Silber bei den SM in Steinmaur – reiste ich nach Montreal. Da stand zuerst ein Weltcup in Quebec und eine Woche später meine 6. WM auf dem Programm.

Beim Einfahren auf dem Parcours in Quebec merkte ich, dass gesundheitlich nicht alles stimmte. In der Nacht vor dem Start war es dann klar: Fieber und Schüttelfrost. Starten war unmöglich, dafür eine Woche im Hotelzimmer in Quarantäne, um möglichst niemanden anzustecken. Wie sich später herausstellte, war ich an Covid erkrankt. Zum Glück an einer milderen Form, sodass ich trotzdem an der WM in Baie-Comeau teilnehmen konnte. Obwohl ich mich noch etwas schlapp fühlte, schaffte ich die zwei Rennen einigermassen gut und konnte so für die Schweiz Quotenplatzpunkte für Paris 2024 sammeln und mich zudem in der UCI-Welt-Jahresrangliste auf den 6. Rang zu verbessern.

Ausblick 2023/24

Zum Abschluss der Saison nahm ich noch an zwei Ausdauer-Events teil, dem Berlin Marathon und einem Etappenrennen in Mallorca, bevor der Blick sich schon wieder weit nach vorne richtet. Mit den Paralympics Paris sowie der UCI Rad- und Paracycling WM Zürich – beide im Jahr 2024 – sind für mich zwei Mega-Events als langfristige Ziele gesetzt.

Auf die neue Saison 2023 habe ich den Verein gewechselt: vom VC Pfaffnau zum lokalen Club RV Wetzikon. Dass nun mein neuer Verein am 24. Juni 2023 die  Strassen SM nur ein paar Kilometer von mir zu Hause organisiert, sorgt natürlich für eine gehörige Portion Zusatz-Motivation!

Saison 2021 – Ziel Tokyo verpasst

Zum Start in die Paralympische Saison konnte ich auf meinem neuen Smart-Hometrainer – einem für Handbike umgebauten Rollentrainer Tacx Neo – intensiv trainieren. Alles lief verheissungsvoll, auch ein anschliessender Leistungstest sowie ein Hitzecamp in Grenchen.

Frühling

Im Frühling wurde Rennen um Rennen wegen Corona abgesagt, so dass mein erstes Rennen im Mai gleich ein Weltcup in Belgien war. Doch ausgerechnet vor diesem Rennen erwischte ich einen schweren Infekt und musste eine Woche ins Spital. Gefahren bin ich in Ostende trotzdem, die Resultate waren den Umständen entsprechend.

Sommer

Die Zeit bis zur Tokyo-Selektion am 12. Juli wurde immer knapper. Anfangs Juni fanden gleich hintereinander die EM in Österreich und die WM in Portugal statt. Gesundheitlich angeschlagen biss ich mich durch, um meine in den Vorjahren erarbeitete gute Ausgangslage nicht zu verspielen.

Die Leistungen entsprachen an diesen Events nicht meinem normalen Niveau, das zeigten die Wattzahlen untrügerisch an. Bei den kürzeren Zeitfahren gab ich jeweils alles, bei den längeren Strassenrennen kam ich jedoch nie auf Touren. So war der 5. Platz im Zeitfahren an der WM in Cascais, bei der die gesamte Weltspitze am Start war, mein wertvollstes Resultat. Doch für Tokyo reichte dies nicht.

Die Schweiz hatte leider so wenige Quotenplätze wie noch nie herausgefahren, ganze 3 Plätze für die Männer in den Disziplinen Handbike und Standings (Strasse und Bahn). Auf eine Wildcard zu hoffen war fast aussichtslos, da Coronabedingt sehr viele Anträge von den nationalen Verbänden gestellt wurden.

Nach der Rückkehr von der WM in Portugal warf mich ein weiterer Infekt nochmals zurück. Corona war es nicht, ich bin schon früh bei meinem Arbeitgeber zweimal geimpft worden. All die vielen PCR-Tests zu Hause und an den Wettkämpfen waren immer negativ. Mein ganzes Umfeld war gleichzeitig auch krank. Erst bei meiner Mutter, die auch eine Woche im Spital verbrachte, wurde das Virus ernsthaft gesucht und bestimmt, somit konnte der Infekt benannt werden.

Herbst

Gezwungenermassen musste ich den Fokus auf die Gesundheit und den Wiederaufbau legen.

So konnte ich wenigstens Ende September noch beim Berlin Marathon und im Oktober bei einem Etappenrennen auf Mallorca an den Start gehen. Dabei gingen jeweils alle Handbike-klassen gemeinsam an den Start, was eine gute Atmosphäre ergab. Diese Abschlussrennen zeigten mir, dass der Wiederaufbau geglückt ist, die Leistung zurückkommt und ich mich auf neue Ziele in der nächsten Saison freuen darf.

Saison 2020 – Corona-bedingt sehr speziell

Die Rennsaison bestand vorwiegend aus Trainings im Zürcher Oberland sowie aus immer neu eintreffenden Absagen von Wettkämpfen.

Schlussendlich bin ich kein einziges internationales Rennen gefahren. So blieben einzig zwei Schweizermeisterschaften in meinem Rennkalender übrig, auf die ich mich ausgiebig vorbereiten konnte.

Schweizermeisterschaft: 2x Gold

Sowohl die Schweizermeisterschaft im Zeitfahren als auch auf der Strasse konnten erfreulicherweise trotz Corona durchgeführt werden.

Beim Zeitfahren auf dem Airport Bern konnte ich – trotz einem schmerzhaften Sturz am Tag vor dem Rennen – dank super Unterstützung meines Teams voll angreifen und den Schweizermeistertitel der Handbiker holen.

Beim zweiten Highlight der Saison, beim Heimrennen meines Veloclubs in Pfaffnau-Roggliswil wurde ich Schweizermeister im Strassenrennen und schaffte ein kleines Jubiläum, es war mein 10. Elite SM Titel.

Meine Garmin-Daten zeigten, dass ich gut vorbereitet für die Paralympics gewesen wäre.

Ausblick 2021

Falls Corona nicht wieder zuschlägt, möchte ich nächstes Jahr zwei grosse Ziele anvisieren: Natürlich die Paralympic in Tokyo anfangs September, sowie die Weltmeisterschaften im Juni in Portugal. Beide Events werden auf ehemaligen Formel-1-Strecken ausgetragen. Bis jetzt bin ich erst einmal auf einem solchen Parcours gefahren, vor 4 Jahren in Abu Dhabi. Die UCI führt im nächsten Jahr erstmals neben der Olympiade zusätzlich auch eine WM durch.

Auf dem Weg nach Tokyo gibt es zwei Zwischenziele bei denen ich mich für die Paralympics qualifizieren möchte: die Weltcups Mitte Mai in Belgien und Italien. Dies sind auch die letzten zwei Events, um Quotenplatzpunkte für die Schweiz einzufahren. Anschliessend beginnt das Selektionsprozedere, deren Resultat  Swiss Paralympic erst Mitte Juli, 6 Wochen vor den Titelkämpfen, bekannt gibt. Für Spannung ist gesorgt!

Winter 2019/20 – Vorbereitung auf …Tokyo 2020…

Der Winter stand ganz im Zeichen der Vorbereitung auf die Paralympische Saison 2020: Bikefitting, Rekognoszierung vor Ort in Japan sowie ein längeres Trainingslager in Florida.

Wie wir nun alle wissen, finden die Spiele wegen der Corona-Krise jetzt ein Jahr später – vom 24. August bis zum 5. September 2021 – statt. Das hat massive Auswirkungen: ungewisser Saisonstart mit den Rennen, sowie ein überarbeitetes, zurzeit noch unbekanntes Qualifikationskonzept für Tokyo 2021.

Solange mein Umfeld und ich gesund bleiben, ist das alles jedoch gut verkraftbar.

Reko-Trip Japan

Nach längerem hin und her, entschieden wir uns relativ kurzfristig, anschliessend an die Rennsaison 2019, eine Reise ins ferne Japan zu wagen.

Neben dem Besuch der Fuji Speedway Strecke – wo die olympischen und paralympischen Rad-Wettbewerbe stattfinden sollten – stand das Kennenlernen von Japans Geschichte, Kultur und Leben im Vordergrund.

Zu meiner Überraschung hat vor Ort alles bis aufs kleinste Detail geklappt; die Japaner sind sehr gute Organisatoren und extrem freundlich. Ich bin völlig überwältigt mit vielen positiven Eindrücken, aus einer für mich komplett anderen Welt, wieder nach Hause gekommen.

Was auch immer in Zukunft passiert, Japan bleibt mir jetzt schon in sehr guter Erinnerung, es hat mich tief beeindruckt und jegliche Angst vor dem Unbekannten genommen.

Trainingslager Florida

Aufgrund der guten Erfahrung vom letzten Jahr, haben wir wieder das gleiche Haus im Sunshine State gemietet, am asphaltierten, 76 km langen Whithlacoochee-Trail gelegen. So konnte ich von idealen Trainingsmöglichkeiten profitieren. Zudem herrschten ähnlichen Wetterbedingungen, wie sie bei den Spielen erwartet werden. Planmässig konnte ich die Trainingseinheiten durchführen und so eine gute Grundlage für die Rennsaison legen.

Gegen Ende unserer Zeit in Florida wurde es dann doch noch etwas stressig. Wegen des einen Tag vor unserem geplanten Rückflug verhängten „travel ban“ wurde unser Flug plötzlich zum letzten SWISS-Flug für längere Zeit von Miami in die Schweiz. Es war schon ein etwas mulmiges Gefühl, bis wir endlich wieder in Kloten ankamen. Vom Flughafen aus ging es direkt nach Hause in die mehrwöchige Quarantäne.

2019 – 2. Saisonhälfte: Gute Resultate und zwei Stürze

Nach der anfangs Saison am Weltcup in Italien geschafften A-Limite ging es im  2. Saisonteil weiter mit der Jagd nach Quotenplatzpunkten für Tokyo 2020, wobei am meisten Punkte am Weltcup in Baie-Comeau (Kanada) und an der WM in Emmen (Holland) zu holen waren.

Dabei war ich im Zeitfahren in Kanada und an der WM in Emmen mit den Plätzen 3 und 5 erfolgreich. Bei den Strassenrennen an diesen zwei Veranstaltungen lief es mir jeweils deutlich weniger gut, ich stürzte beide Male schon in der ersten Runde, fuhr mit grösserem Rückstand weiter und konnte ein DNF vermeiden, wurde aber jeweils als Letzter klassiert.

Im UCI-Gesamtranking 2019 verpasste ich die Top-3 – mein beim Saisonstart anvisiertes Ziel – knapp und belegte beim Saisonende den 4. Rang.

Neben den internationalen Veranstaltungen nahm ich noch an verschiedenen nationalen Rennen teil, wobei erfreulicherweise gleich mehrere Rennen bei den Profi und Elite-Radfahrern integriert waren.

So beim Cancellara Challenge in Lugano, beim Prolog der Tour de Suisse in Langnau im Emmental und natürlich bei den Schweizermeisterschaften im thurgauischen Weinfelden und Fischingen. Bei der SM wurde ich Schweizermeister im Strassenrennen und im Zeitfahren – wo mit Faktoren gewertet wurde – Vizemeister.

2019 – 1. Saisonhälfte: WM und Tokyo-Limite geschafft

Im ersten Teil der Saison wollte ich möglichst schnell die von Swiss Paralympic vorgegebenen A-Limiten für die WM 2019 in Holland und für die Paralymischen Spiele in Tokyo 2020 erreichen.

Aufgrund des Rennkalenders erkannte ich schnell, dass meine grösste Chancen im Weltcup in Corridonia lagen. So richtete ich alles darauf aus, in Italien diese Ziele zu erreichen. Beim Zeitfahren gelang mir das mit dem dritten Platz schon sehr gut, doch für eine A-Limite musste ich im zwei Tage späteren Rennen noch besser sein. Bis kurz vor dem Ziel waren wir im Strassenrennen noch zu Dritt in der Spitzengruppe. Ich nahm mir vor, in der letzten aber heftigen Steigung anzugreifen und den Vorsprung in der kurzen Abfahrt bis ins Ziel zu retten. Mit 8 Sekunden Vorsprung schaffte ich den Sieg und war überglücklich.

Jetzt konnte ich die nächsten Rennen ohne Stress angehen. Im windigen Weltcup von Ostende belegte ich zweimal Rang 5.

Aufgrund der Erfahrungen mit dem flachen Parcour dem Meer entlang, habe ich dann diverse Änderungen am Handbike vorgenommen, wobei mich die zwei Harrys von  Orthoplus und Zweiradshop Hintermann super unterstützen.

Bei der 4-Etappen Rundfahrt in Oberösterreich, den European Paracycling Games konnte ich nach vier relativ kurzen und hügeligen Etappen den Gesamtsieg erreichen (siehe Bild)

Seit diesem Jahr habe ich einen neuen Fan bei den Rennen dabei, unsere Caya. Auf den Herbst 2018 hin bekam unsere Familie Zuwachs, ein Mini-Aussie.

2019 – Winter-Traingslager Florida

Aufgrund der guten Erfahrungen vom 2018 war ich auch dieses Jahr für ein ausgedehntes Gundlagentraining in Florida.

Gleich um die Ecke eines Radweges konnten wir ein Haus mieten. Der sogenannte Rail-Trail (Radweg auf einem stillgelegten Bahntrasse) war ca. 75 km lang,  sauber geteert, breit und hatte wenige Strassenkreuzungen; einfach ideal für mein Training.

Dank den guten wetterlichen Bedingungen konnte ich das vorgegebene Trainingsprogramm wie geplant umsetzen.

Handbike Benjamin Frueh Schablone Mit dabei hatte ich natürlich auch mein neues Handbike. Nachdem ich in der Schweiz vorwiegend auf der Rolle alles ausgetestet hatte, erfolgten nun die entscheidenden Tests auf der Strasse.

Es zeigte sich schnell, dass kleinere Verschiebungen der Sitzposition und Beinstellung unterschiedliche Resultate brachten und die diversen Schablonen und Verstellmöglichkeiten gut zu brauchen waren.

Nach etlichem Pröbeln habe ich nun eine Position gefunden, in der ich mich wohl fühle und erst noch die Kurbel effizient drehen kann.

Bei der Windschlüpfrigkeit muss ich im Moment noch Abstriche in Kauf nehmen, da ich Rücksicht auf meinen Körper nehmen muss, damit ich keine Spastik bekomme.

Florida Trainingslager 2019

2019 – Ausblick

Mit den Ehrungen der Schweizer Sportler durch Bundesrat Guy Parmelin fand in Bern das Jahr 2018 seinen Abschluss, währenddem das Wintertraining für die Saison 2019 schon wieder begonnen hat.

Neben dem normalen Rollentraining freue ich mich jetzt schon auf das Grundlagentraining ab Mitte Februar an der Wärme in Florida. Da werde ich viele längere, flache Trainings machen können.

Auch sonst wird sich in meinem Umfeld im 2019 viel verändern, so werde ich die Saison selbständiger planen und organisieren müssen, da ich aus dem Team Cycling3 ausgetreten bin.

Mein neues Handbike ist – nach einer längeren Anpassungszeit – endlich einsatzbereit. Aufbauend auf den Teilen von Carbonbike.usa habe ich zusammen mit dem Zweiradshop in Bubikon die Veloteile sowie mit Orthotec in Nottwil die orthopädischen Teil ausgesucht. Alles passt nun zusammen und das Training mit dem neuen Bike macht schon auf der Rolle Spass. Was fehlt ist noch der Härtetest im Trainingslager und dann natürlich der Einsatz in den Rennen.

Im 2019 gilt es nun möglichst viele Quotenplatzpunkte für Tokyo 2020 herauszufahren, damit die Schweiz möglichst viele Athleten an die Paralympics schicken kann. Am meisten Punkte sind an den Weltcups und an der WM zu holen und genau da möchte ich natürlich auch am meisten glänzen.

Sportlerehrung 2018 Bundesrat Guy Parmelin mit Benjamin Früh

2018 – WM Bronze in Maniago

Basierend auf dem Wintertraining in Tampa (USA) machte ich in diesem Jahr Fortschritte auf flacheren Parcours. So kam ich je einmal aufs Podest bei den zwei Weltcups in Ostende (BEL) und Emmen (NED).

Das Highlight war jedoch die Bronze-Medaille an der WM in Maniago (ITA), die ich im Zeitfahren hinter Fabrizio Cornegliani (ITA) und Pieter du Preez (RSA) holte.

Dank meinen zwei Siegen beim Weltcup in Baie-Comeau (CAN) erreichte ich im UCI-Jahresranking den ersten Rang. Dies ergibt für die Schweiz wichtige Quotenplatzpunkte für die Paralympics 2020 in Tokyo.

Mit weiteren Podestplätzen an UCI (C1 und C2) und EHC-Rennen konnte ich ein höchst erfolgreiches 2018 feiern.

2017 – WM Gold und Silber in Südafrika

Bis jetzt war das 2017 mein absolutes Karriere-Highlight mit dem Gewinn des Weltmeisterschaftstitels im Zeitfahren. Dies gewann ich vor dem Einheimischen Südafrikaner Pieter du Preez. Im Strassenrennen zwei Tage später musste ich Pieter dann den Vortritt lassen. Dank der Teilnahme an den zwei Weltcups in den Vorjahren, war mir in Pietermaritzburg alles bekannt, insbesondere die Strecken. Dies erwies sich für mich als Vorteil. Natürlich waren auch die Steigungen, die es in sich hatten, gut für mich.

Neben der WM konnte ich auch noch meine ersten 2 Weltcup-Siege einfahren. Einmal im Zeitfahren in Maniago (ITA) und einmal in Ostende (BEL), wo ich im Strassenrennen den Zielsprint einer Spitzengruppe gewann.

Benjamin Frueh Alex Zanardi Paracycling WM 2017 Pietermaritzburg Gold

2016 – Paralympic Rio verpasst

Im Jahr der Paralympics hatte ich keine Chance mich für Rio zu qualifizieren. Ich schaffte es nur auf die Longlist von Swiss Paralympic. Auch bei der Nachselektion wegen dem Bann gegen die Russen, bekam ich keine Chance. Meine Kategorie MH1 musste in Rio zusammen mit den stärkeren MH2 an den Start gehen, wobei ich in so einem Rennen sicherlich den letzten Platz belegt hätte.

Meine Saison war aber trotzdem sehr aufregend und ich konnte an vielen neuen Orten Rennen bestreiten:

  •  So fuhr ich erstmals in Abu Dhabi auf der Formel-1-Strecke ein EHC-Rennen.
  •  Beim Weltcup in Bilbao (SPA) erzielte ich beim Strassenrennen mit dem 2. Platz hinter Teppo Polvi (FIN) meine bis dahin beste Platzierung im Weltcup.
  •  Am Ende der Saison startete ich erstmals am Berlin Marathon und erreichte mit einer Zeit unter 2 Stunden mein gestecktes Ziel.
Benjamin Frueh Berlin Marathon

2015 – WM Bronze in Nottwil und Newcomer Award

Das 2015 erwies sich im Nachhinein als Jahr meines internationalen Durchbruches.

Dabei geholfen hat sicherlich das neue Carbonbike von Franz Nietlispach, womit ich erstmals ein modernes Renn-Handbike zur Verfügung hatte.

Benjamin Früh, UCI Para-Cycling, WM Nottwil 2015

Benjamin Früh (23), WM Nottwil 2015

Dank guten Klassierungen an den Weltcups in Yverdon und Elzach konnte ich mich für die Heim-WM in Nottwil qualifizieren.

Da gelang mir die grosse Überraschung mit dem Gewinn der Bronzemedaille im Zeitfahren und dem 4. Platz im Strassenrennen.

Aufgrund dieser Leistung wurde ich Ende Jahr anlässlich der Swiss Paralympic Nacht mit dem Allianz Newcomer Award 2015 ausgezeichnet.

Benjamin Frueh Siegerehrung UCI Para-cycling WM Nottwil 2015

2008-2011 – Handbike Aufbau und Lehrjahre

Im Rollstuhlclub Zürich machte ich bei Regula Merkt und Guido Müller, neben dem Unihockey, die ersten Runden mit einem Handbike. Ich lernte die Geschwindigkeit und die Dynamik kennen und spüren. Seit diesem Zeitpunkt wusste ich, dass diese Sportart für mich enorm viel Freude und neue Herausforderungen bieten wird. Plötzlich konnte ich mich aus eigener Kraft schneller fortbewegen und ab da gab es kein Zurück mehr. Ich hatte meinen Sport gefunden.

Mein erstes Handbike habe ich 2008 im Internet gesucht. Dabei stiess ich auf ein Occasionbike in Nürnberg.  Zusammen mit meinem Reha-Betreuer Gino Trebucchi habe ich es dann gekauft. Ab da stand eine grosse Herausforderung immer im Mittelpunkt: Wie befestige ich meine linke Hand? Verbände, Klettverschlüsse, Handschuhe mit Schlaufen wurden ausprobiert – doch nichts funktionierte so richtig.

Bis ein Bild von Beat Bösch, der an den Händen ähnlich eingeschränkt ist, die Lösung brachte. Bei einem Besuch in Nottwil konnte ich dann die erste Silikonorthese ausprobieren.

So konnte bei den ersten Rennen bald einmal eine Lösung gefunden werden, wie die linke Hand besser befestigt und unterstützt werden muss, damit meine Skoliose nicht verschlimmert und annähernd eine stabile und gesunde Haltung im Liegebike erzielt werden konnte.

Aufgrund der gemachten Erfahrungen an diversen kleineren Abendrennen sowie Rennen am Nationalen Handbikecup entschied ich mich 2010 zum Kauf eines ganz auf meine Behinderung abgestimmtes, neues Bikes. Am Anpassungsfähigsten für Jugendliche im Wachstum zeigte sich ein Handbike der Marke Schmicking.

Benjamin Früh Handbike 2010